Zugezogenen-Atlas

Woher die Duisburger kommen

Jeder zweite Duisburger ist woanders geboren. Erkunden Sie die Karte und sehen Sie, aus welchen Städten die Zugezogenen ursprünglich stammen.

Geburtsorte mit mindestens 40 Personen aus dem Duisburger Einwohnerregister | Anzahl der Personen
Weiter zum Text Zur Karte
Quelle: Stadt Duisburg (Stand: 31.12.2015) (Rohdaten)
Bitte installieren Sie einen aktuellen Browser, um die Anwendung zu nutzen.

Duisburg ist eine Stadt der Zugezogenen. Nur 47,6 Prozent der Menschen, die hier leben, haben in ihrem Pass auch Duisburg als Geburtsort stehen. Alle anderen sind im Laufe der Jahre aus anderen Städten oder anderen Ländern hergezogen. Eine Statistik zeigt nun erstmals, wo die Duisburger herkommen – von Dinslaken bis Dobrich (Bulgarien). Derzeit leben 494.445 Menschen hier. Das ist eine kleine Sensation, denn lange Zeit galt Duisburg als schrumpfende Stadt: 2010 wohnten 488.000 hier, 2011 waren es 486.000 Einwohner. Dann kam eine kleine Trendwende – vor allem durch Zuzug.

Doch der jüngste Zugezogenen-Boom in Duisburg hat andere Gründe als in den wachsenden Städten wie Hamburg, Berlin oder Köln - und stellt die Stadt vor wachsende soziale Herausforderungen. Es sind vor allem die Zugewanderten aus Rumänien und Bulgarien, die die Stadt wachsen lassen. So sind mit Schumen (Bulgarien, Rang 15) und der rumänischen Hauptstadt Bukarest (Rang 19) gleich zwei Städte aus diesen Ländern in der Top 20 des Duisburger Zugezogenen-Atlas vertreten. Insgesamt leben derzeit 7356 rumänische Staatsangehörige und 7434 Personen mit bulgarischem Pass (Stand 1. Februar 2016).

Die Top 25 Geburtsorte nach:

Seit dem Sommer kommen auch Flüchtlinge aus den Krisengebieten der Welt nach Duisburg, aktuell sind es 5400. Die Zuwanderung dreht die Bevölkerungsentwicklung. Laut den letzten Duisburger Monatszahlen vom Dezember 2015 ist die deutsche Bevölkerung innerhalb eines Jahres um fast 3000 Einwohner geschrumpft, während sich die Zahl derer mit nicht-deutschem Pass um rund 6400 erhöht hat. Eine Prognose zur weiteren Entwicklung ist schwer zu treffen: Fraglich ist, wer von den Flüchtlingen bleibt und wie sich die Entscheidungen auf Bundesebene weiter auf die Zuweisungen auswirken wird.

Die Top 100 der Herkunftsstädte ist aber auch ein Spiegelbild der historischen Zuwandererwellen, die in Duisburg und im Ruhrgebiet immer wieder gegeben hat. Auf Platz 24 befindet sich beispielsweise Istanbul. In der türkischen Metropole starteten in den 1960er-Jahren viele Sonderzüge mit Arbeitern nach Deutschland. Mit Bayburt (Platz 27) und Erzincan (Platz 29) sind weitere Städte ganz vorne dabei. In den 1960er-Jahren machten sich die großen Stahlfirmen weltweit auf die Suche nach neuen Arbeitskräften. 1961 wurde das Anwerbeabkommen mit der Türkei geschlossen. „Die großen Betriebe im Ruhrgebiet konnten es sich leisten, in die Türkei zu fahren, und vor Ort nach neuen Mitarbeitern Ausschau zu halten“, erklärt Werner Pöhling vom Kultur- und Stadthistorischen Museum der Stadt Duisburg.

Wahlduisburger erzählen, wo sie herkommen und warum sie hier leben. Video: O. Fuhrmann, J. Richter, D. Schreckenberg

Die Menschen kamen, so wie heute, mit der Hoffnung auf Wohlstand und ein neues Leben. Die Wanderungsbewegungen der polnischen Arbeiter gehen indes bis ins Jahr 1880 zurück. Auch zu Zeiten des Wirtschaftswunders kamen viele Polen ins Ruhrgebiet, weiß Pöhling. Vertriebene kehrten zudem zurück. Dafür, dass das ehemalige Königsberg und heutige Kaliningrad auf Platz 52 steht, hat Pöhling folgende Erklärung: „Das hat etwas mit der Arbeit des Museums Haus Königsberg in unserer Stadt zu tun. Hier wurde die Adressliste der ehemaligen Königsberger herausgegeben. Viele kamen nach Duisburg, weil sie hier schon einen Anknüpfungspunkt hatte.“

Die meisten Zugezogenen sind aber in der Umgebung geboren – so ist Dinslaken mit 15.875 dort geborenen Duisburgern die Nummer eins im Zugezogenen-Atlas, gefolgt von Moers (14.168 ) und Oberhausen (10.472). Derweil versucht die Stadt auch mit ihrer Wohnungsbau-Politik neue Duisburger zu gewinnen. Vor allem der Bereich des Duisburger Süden ist für alle interessant, die sich in Düsseldorf keine Wohnung oder ein Haus leisten können oder wollen. Wohl auch deshalb leben 5742 Düsseldorfer in Duisburg. Sie belegen damit Platz vier. Stadtentwickler Arne Lorz, zuständig für das Projekt „Duisburg 2027“ erklärt: „Duisburg hat ein Image-Problem, aber das schlechte Image ist nicht verdient.“ Es gebe hier wunderbare Wohnlagen mit Zugängen zur Natur und gleichzeitig eine gute Infrastruktur. „Aber: Berlin hat es leichter, weil es boomt.“

Was die Anwendung zeigt

Die Anwendung zeigt alle Orte, in denen mindestens 40 heute in Duisburg gemeldete Menschen geboren sind (Stand: 31.12.2015). Die Daten stammen von der Stadt Duisburg und basieren auf dem Einwohnermelderegister. Die Einwohnerzahlen im Register weichen nur leicht von den Werten des Landesbetriebs Information und Technik Nordrhein-Westfalen ab. So waren es zum Zeitpunkt des letzten Zensus’ im Jahr 2011 im Melderegister 1.116 Einwohner weniger.

Bei den Geburtsorten kann es zu statistischen Ungenauigkeiten kommen - insbesondere bei kleineren Orten im Ausland. Alle Ortsnamen werden im Melderegister als freier Text erfasst, dies kann zu verschiedenen Schreibweisen und auch Tippfehlern führen. Bei gleichen Orten werden auch komplett unterschiedliche Namen im Melderegister geführt - insbesondere bei Geburtsorten in Polen, bei denen sowohl deutsche als auch polnische Ortsnamen (z.B. Gdansk und Danzig) verzeichnet sind.

Daneben gibt es gleichlautende Gemeindenamen für verschiedene Orte, z.B. Halle (Saale) oder Halle in Westfalen. Zudem stehen in einigen Fällen auch Staaten, Provinznamen oder heutige Ortsteile (z.B. Walsum, Homberg oder Rheinhausen in Duisburg) als Bezeichnung für den Geburtsort im Pass. Die Rohdaten aus dem Melderegister wurden weitgehend um die genannten Probleme bereinigt und dann in der Anzahl eingeschränkt. Geburtsorte, aus denen relativ viele Duisburger stammen, sind gut in der Anwendung dargestellt: Je größer die Zahl, desto genauer die Angabe. Geburtsorte mit weniger als 40 Menschen, die in Duisburg leben, kommen deshalb in der aufbereiteten Statistik nicht vor.

Bei Ortsnamen werden in den Daten (Tabelle und Abfragen) nun die heute üblichen Bezeichnungen dargestellt - und die früheren Namen zusätzlich in Klammern. Der Kartenanbieter gibt aber in der deutschen Version, z.B. im heutigen Polen, nur die deutschen Ortsbezeichnungen an.

Lesen Sie weiter
Woher die Berliner kommen
Die Berliner Morgenpost zeigt, aus welchen (Klein-)Städten Berlins Zugezogene ursprünglich kommen.
Zum Artikel